Gruß an die Jugend
Meine lieben Jugendlichen, geschätzte Leser im Internet!
Früher als ich jung war, ging es sehr schnell. Wir saßen bei einem Bier zusammen, und sofort gab es lebhafte Diskussionen über ein Thema, das das Leben oder auch den Glauben betraf. Da hat jeder gesagt, was er dachte, und manchmal kam es zu richtigen Streitereien, die uns aber nicht auseinandergebracht, sondern zusammengeführt haben. Ich war damals ungefähr 19 Jahre alt, schon im Priesterseminar, hatte den Kontakt mit der Pfarrjugend in meinem Heimatort Wartberg/Aist und unendlich viele Diskussionen. Verstärkt hat sich das damals noch, als ich mit 20 Jahren nach Rom kam und Weltkirche erlebt hatte. Da gab es dann viel zu erzählen, was junge Menschen interessiert und auch begeistert hat. In unserer Zeit gibt es weniger Streitthemen, nicht weil man nicht verschiedener Meinung wäre, sondern weil man darüber, so glaube ich, nur wenig oder gar nicht redet. Oft habe ich heutzutage den Eindruck, dass der Jugendliche das, was er privat über manche Themen denkt, erst gar nicht sagt. Er redet nicht darüber, leidet darunter und tut letztlich das, was er will und was am einfachsten ist. Oft gehen junge Menschen den Weg des geringsten Widerstandes, ohne dass sie irgendwo anecken wollen.
Ich begrüße es, wenn Jugendliche sich im Pfarrheim oder auch in der Krypta treffen. Ich freue mich, wenn junge Menschen zusammenkommen, um sich auszutauschen. Gibt es etwas Schöneres, als dass Burschen und Mädchen sich zum gemütlichen Beisammensein treffen? Selbstverständlich ist Alkohol für jene, die über 16 Jahre alt sind, nicht verboten. Nicht gut ist es, wenn man dabei zu viel trinkt. Der Alkohol ist ja auch deshalb gefährlich, weil er Abhängigkeiten schafft, die dann Jugendliche in der Folge belasten. Junge Menschen gewöhnen den Alkohol so, dass sie ihn in der Folge ständig brauchen. Und was bringt es für die menschliche Beziehung, wenn Jugendliche betrunken sind? Ganz und gar nichts!
Wenn nun junge Menschen zusammenkommen, werden sie ja nicht ständig ernste Gespräche führen. Manchmal ist es auch Belangloses, was verbindet. Da ergibt dann ein Wort das andere, und es entsteht eine ungezwungene Atmosphäre, wenn man sich trifft. Warum soll es nicht auch gut sein, wenn ich den andern um etwas frage, was ich wissen will? Umgekehrt ergibt sich eine Frage nach dem, was man gerade im Schwerpunkt tut. Zweifellos kann man auch ein Thema diskutieren, wenn man auf den Fußball zu reden kommt, wo in unserer Zeit immer mehr Geld ins Spiel kommt. Oder man kommt zum leidigen Thema der Politik und sagt einmal auch seine Meinung zu politischen Entscheidungen, die für Diskussion sorgen. Und warum soll man nicht auch auf den Glauben zu reden kommen, wenn es darum geht, für den Glauben Zeugnis abzulegen? Aber auch von Glaubensschwierigkeiten soll die Rede sein, damit alle erkennen, dass Schwierigkeiten nicht immer schon ein Problem bedeuten, wenn man dabei nicht stehen bleibt, sondern durch das Gespräch und die Auseinandersetzung mit anderen weiterkommt. So bin ich heute fest überzeugt, dass man im Leben nur das schafft, worüber man geredet hat.
Junge Menschen, aber auch Erwachsene brauchen das Gespräch, damit sie in ihrem Leben Klarsicht und Klarheit finden. Der junge Mensch, der über ein Problem spricht, das ebenso auch andere betrifft, möchte erwachsen werden. Dazu braucht er eine feste Meinung, die in der täglichen Auseinandersetzung mit Jugendlichen, aber auch Erwachsenen gefunden werden muss. Wenn ich dann für einen jungen Menschen ein Reibebaum werde, womit er sich auseinandersetzen kann, dann ist das ein wichtiger Dienst, den wir in der Familie, aber auch in der Kirche haben. Nur schweigen und nicht reden, weil man sich mit Fragen des Lebens in der Öffentlichkeit überhaupt nicht auseinandersetzen will, ist sehr problematisch und führt meistens in die Sackgasse.
Nun feiert die Kirche heute den Hl. Pater Pio von Pietrelcina, einen der beliebtesten Heiligen in Italien. Er hat mit allen Menschen das Gespräch gesucht und war immer im Einsatz im Dienst der Vergebung der Sünden im Beichtsakrament. Warum sollen nicht auch junge Menschen, die in die Arbeit gehen, bei unserer Heiligenfahrt nach Italien Ende April und Anfang Mai teilnehmen? Wir kommen auch nach Assisi, wo Franziskus nächstes Jahr vor 800 Jahren gestorben ist. Wenn sich einige finden, die daran Interesse haben, entsteht eine Gemeinschaft, die allen gut tut: den Jugendlichen und der ganzen Pilgergruppe. Jugendliche, die mit mir darüber reden wollen, sollen sich unbedingt bei mir melden. Nicht zu lange warten!
Schließlich gibt es am nächsten Freitag um 19.00 Uhr die Mitarbeitermesse in unserer Pfarrkirche, wo wir ganz besonders auch die Jungscharführer und Jugendaktivisten einladen, und am nächsten Sonntag um 8.30 Uhr das Erntedankfest, das um 8.00 Uhr mit dem Festzug beim Pfarrheim beginnt.
Immer zum Gespräch bereit, grüßt Euch
Euer Pfarrer Dr. Gerhard M. Wagner